Die ZF Friedrichshafen AG hat angekündigt, ihre Strukturen neu auszurichten und im Zuge dessen bundesweit zwischen 11.000 und 14.000 Stellen zu streichen. Auch beim Wittener Standort ZF Industrieantriebe GmbH mit über 600 Mitarbeitenden ist gefährdet. Der örtliche Bundestagsabgeordnete Axel Echeverria ist über die Situation bei einem der größten Arbeitgeber in der Ruhrgebietsstadt besorgt. Er steht seit längerem im engen Austausch mit dem Betriebsrat und versucht auch jetzt gemeinsam Lösungen zu finden. Daher hat er sich am zurückliegenden Dienstag mit dem Wittener Betriebsrat getroffen.
Aktuell produzieren am Wittener ZF-Standort rund 650 Mitarbeitende noch ein breites Spektrum an Antriebslösungen für Industrieanlagen wie zum Beispiel Offshore-Anwendungen, Mining und Seilbahnen. Dies kann sich nach Plänen des unter Druckgeratenen Gesamtkonzernes jedoch bald ändern. Bis 2028 soll die Zahl der Beschäftigten sukzessive deutschlandweit um etwa ein Viertel sinken. In Witten könnten bis zu 450 Stellen von den Kürzungen gefährdet sein. Auch eine Aufgabe des Standortes ist nicht völlig ausgeschlossen.
„Meine volle Solidarität gilt den Mitarbeitenden bei ZF, die seit Jahren gute und wertvolle Arbeit leisten. Der wesentliche Grund für die Schieflage im Unternehmen liegt nicht in einer schlechten Produktivität, sondern bei hohen Schulden, die ZF nach der Übernahme zweier US-amerikanischer Konkurrenten hat. Gerade durch gestiegene Zinsen ist die Situation prekär. Um es aber auch deutlich auszusprechen: Es kann nicht sein, dass die Mitarbeitenden für dieses Managementversagen mit ihren Jobs zahlen müssen!“, so Echeverria.
Hier Ross und Reiter zu benennen, hält der Wittener SPD-Politiker für wichtig, um Lösungen zu finden. Wer hier etwa behaupte, dass die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung ursächlich sei, beweise entweder mangelnde Sachkenntnisse oder betreibe böswillig Populismus auf Kosten der Angestellten bei ZF. Wichtiger sei es hier möglichst viele Akteur:innen an einen Tisch zu bekommen.
Schon als im März bei ZF Kurzarbeit ausgerufen wurde, hat sich Echeverria mit seinen Abgeordneten-Kolleg:innen aus den NRW-Wahlkreisen mit ZF-Niederlassungen und dem Betriebsrat zusammen gesetzt. Nach der Hiobsbotschaft über den geplanten Stellenabbau hat sich Echeverria daher noch einmal am zurückliegenden Dienstag bei einem gemeinen Besuch mit SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Leistner mit dem Betriebsrat ausgetauscht. Ebenfalls sind ein Gespräch mit der Unternehmensleitung und der lokalen Standortsleitung geplant.
„Ich werde mich für jeden einzelnen Arbeitsplatz einsetzen. Der Standort Witten liegt mir nicht nur am Herzen, weil es sich hier um meine Heimatstadt handelt. 40 Prozent des Umsatzes werden hier durch Komponenten für Windkrafträder generiert. Gerade mit Blick auf die notwendige Transformation ist der Wittener Standort von großer Bedeutung. Hier dürfen wir nicht die gleichen Fehler machen, wie bei der Chip- oder Solarzellen-Produktion. Ich fordere daher die Unternehmensleitung auf, ihren Kurs zu überdenken und in neue Technologien zu investieren, um wettbewerbsfähiger zu werden und Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern. Den Weg aus der derzeitigen Krise und die notwendige Transformation unserer Industrie kann nur miteinander, aber weder gegen noch auf Kosten der Beschäftigten gelingen.“, resümiert Echeverria.